Goa 5.1. - 16.2.2024

Urlaub vom Urlaub

Mit Goa hatte ich immer einen Ort in Indien mit Strand, Hippieflair und Ayurveda-Massagen verbunden. Erste Erkenntnis als Indienreisende: bei Goa handelt es sich um einen ganzen Bundesstaat, der immerhin die anderthalbfache Fläche vom Saarland hat. Ausreichend Platz für viiiiele Strände. Wir hatten ursprünglich vor jeweils etwa 1 Woche im eher ruhigeren Süden und im Party-reicheren Norden zu verbringen. Doch das relaxte Leben in Agonda Beach im Süden gefiel uns so außerordentlich gut, dass wir dort 30 Tage Urlaub vom Urlaub machten.


In Hampi empfahl uns eine junge Engländerin eine von den vielen Yoga-Companys in Agonda Beach, da es nach der Session dort noch ein gutes Gratis-Frühstück gäbe. Sie hätte während der 90min vorallem dagelegen. So bezahlten wir (ja, tatsächlich wir beide!) die 500 Rupien für ein sog. Drop-In und erklommen als blutige Yoga-Anfänger um 8.30Uhr morgens die Stufen zur Mosquitonetz verhüllten, luftigen Plattform im Wald. Tapfer versuchten wir die recht flott wechselnden Posen von den anderen Teilnehmer*innen auf den Matten abzuschauen, da uns die englischen Namen wie “ warrior” und “downlooking dog” -  geschweige denn die indischen Namen für die Stellungen -  rein gar nichts sagten. Beweglichkeit und Balance fehlten uns beiden, die Kraft eher nur mir, der Schweiß floss trotz der Ventilatoren an der Decke bei mir in Strömen. Und nur nicht ablenken lassen von den Languren-Äffchen, die lautstark über das Wellblechdach polterten. Das gesunde Frühstück war sehr lecker. Wir erstanden tatsächlich noch eine 10er -Karte zusammen, die wir auch abarbeiteten. 


Klar sonnten wir uns auch am Strand, kamen endlich mal wieder zum Bücherlesen, nutzten die knapp 3km langgezogene Kurve der Bucht aber bevorzugt bei Ebbe auch zum Joggen (ja, tatsächlich beide!, wenn auch unterschiedlich häufig und weit). Die indischen Familien stürzen sich eher erst eine Stunde vor dem Sonnenuntergang bekleidet in die Fluten, hellere Haut gilt wie in vielen asiatischen Ländern als Schönheitsideal. Vorallem gegen Abend gesellen sich dann zu den Menschen am Strand auch noch Rinder und Hunde dazu. 


Das typisch goanische Essen ist auch durch die Kolonialherrschaft der Portugiesen geprägt. Als wir bei der Ankunft mit dem Nachtbus so um 7 Uhr an einer Straßenkreuzung abgesetzt wurden, kehrten wir in ein Udupi-Lokal ein, in dem die Einheimischen ihr Kichererbsencurry mit Brötchen auftunkten. Pao oder Pav Bhaji ist hier eine Spezialität. Die Schweinewurst Choris ist eine scharfe Variante der Chourizo, die konnten wir aber erst in der Hauptstadt Panjim, heute eigentliche Panaji, das erste Mal probieren. Alkohol ist in Goa spottbillig, so dass wir uns ab und an auch einen indischen Wein mit Käse, Tomaten mit abends frisch auf dem Moped ausgefahrenen Brötchen auf dem Hotelbalkon gönnten.


Was uns von anderen Reisenden bereits in Agonda zugetragen wurde, bewahrheitete sich auf der Immigrations-Behörde in der Hauptstadt: das Einjahresvisum berechtigt zwar zum Aufenthalt von ingesamt 180 Tagen pro Kalenderjahr, als EU-ler ist man aber pro Einreise nur zu einer ununterbrochenen Dauer von 90 Tagen Aufenthalt berechtigt, auch wenn die Formulierung im Visum “you should leave the country” diese Notwendigkeit nur sehr schwammig beschreibt. Eine kurze Ausreisemöglichkeit wäre eine Pauschalreise auf die Malediven gewesen, nur haben sich die Premiers oder Minister von Indien und den Malediven erst kürzlich wie Kindergartenkinder so verstritten, dass Modi einen Boykott veranlasste: Flüge wurden gecancelt, die Inder sollen auf den Andamanen urlauben. Also sind wir am 16ten Februar zwei Tage vor Ablauf der Frist für 4 Wochen nach Sri Lanka geflogen.

Das schränkt leider die monsunfreie Reisezeit in Indien ein, kann man nix machen. Haben wir uns halt mit einem Besuch des größten Casino-Schiffs in Asien bei Panjim getröstet, na ja, der Einsatz war morgens um 5 Uhr dann doch noch futsch, aber wenigstens waren Essen und Getränke frei und wir haben uns recht lang an den Blackjack Tischen gehalten. Sogar das VfB-Spiel wurde ab 1 Uhr morgens auf Bildschirme übertragen, aber die haben ja auch verloren. Am nächsten Tag fand sich noch ein Jeton in Julias Tasche!


Für die letzte Woche fuhren wir mit dem Bus in den Norden Goas nach Mandrem Beach. Bei Ebbe kann man auf dem breiten Sandstrand fast ununterbrochen kilometerweit bis zum vollkommen überlaufenen Arambol Beach laufen (oder joggen). Sogar wir benutzten die Liegen, dafür dass wir in den zugehörigen Restaurants einen Cappuccino genossen. Wir verzichteten auf  Ayurveda Massagen und den sog. Hippiemarkt in Anjuna. Dafür warteten wir am Faschingsdienstag am Straßenrand auf die Viva Carnival Parade in Ashvem Beach.


Für die letzte Nacht hatten wir uns ein flughafennahes Hotel in Vasco (da Gama) gebucht, wo es leider keine größeren Einkaufsmöglichkeiten für Sonnencreme und Mückenschutz gibt und auch sonst nicht viel.


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