Gods Own Country
Als wir nach dem Aufwachen im Bus bei der Anfahrt auf die Hauptstadt durch die Vorhänge nach außen spickelten, sah alles so unglaublich ordentlich aus…und es gab (benutzbare) Bürgersteige! Noch viel größer war unser Glück beim Anblick des Badestrandes von Varkala. Das war der erste Platz, an dem wir länger bleiben wollten und Urlaub vom Urlaub machen wollten. Und plötzlich trafen wir auch auch viel mehr westliche Touristen. Im Coffee Temple holten wir uns beinahe jeden Tag unsern Cappuccino, in den Restaurants an der Promenade oben am Kliff gab es leckere (wenn auch saumäßige scharfe) Currys oder gegrillten Fisch zu erschwinglichen Preisen. Auch Bier wird dort halblegal serviert, für den Einkauf im legalen Bottle Shop und für den Geldautomat mussten wir allerdings anderthalb Kilometer in die Stadt reinlaufen. Kerala ist bisher der restriktivste Bundesstaat bezüglich Alkohol.
Nach dem Zyklon zog noch eine weitere Regenfront über den Süden Indiens. Während wir am 17ten mit dem Zug im strömenden Regen nach Munroe Island in die Backwaters von Kollam reisten, wurde der südliche Teil von Tamil Nadu total überflutet, so wie jetzt Norddeutschland.
Ganz überraschend konnten wir am folgenden Tag mit dem Vater unserer Wirtin eine Kanufahrt durch die grünen Kanäle der Insel machen. Auf der Suche nach einem erfrischenden Bier am Abend mussten wir erkennen, dass es in unserer Umgebung nur “Toddy”-Bars gab, diese schenken aber nur vergorenen Kokospalmensaft aus.
Und auch durch die Backwaters von Alleppey (inzwischen eigentlich Alappuzha) fuhren wir mit einem kleinen Boot und überließen die unzähligen Hausboote und Shikaras anderen Touristen. Gleichzeitig war Tempelfest, mit z.T. ohrenbetäubender Musik und mal wieder Böllerei. Gleich ums Eck bei Kottayam spielt übrigens der preisgekrönte Roman “God of Small Things”, dessen Lektüre (im englischen Orginal) hier nicht leichter, aber gleich verständlicher wird. Für ein Bier mussten wir quer durch die Stadt zur Bar eines Sterne-Hotels laufen.
Mit dem Zug gings weiter nach Kochi (früher Cochin), das als Hafen für den Handel schon im Mittelalter eine große Rolle spielte. Im Stadtteil Fort Kochi findet sich zwar kein Fort mehr, aber viele elegante Kolonialbauten in schwülheißem Ambiente. Wir gönnten uns einen Theaterbesuch mit einer Einführung in das traditionelle Kathakala Theaterspiel.
Kerala nennt sich Gods Own Country, da dieser eher schmale Küstenstreifen solch vielfältige Landschaften aufweist. Die Teeplantangen am Rande der Bergkette der Western Ghats haben wir allerdings ausgelassen, weil wir versuchten über die Feiertage irgendwo zu sein, wo nicht alle hin wollen. Da hatten wir uns mit unserem nächsten Ziel Mysore im Bundesstaat Karnataka gründlich vertan, aber ich greife voraus. D.h. den 24. Dezember verbrachten wir in der klimatisierten Lulu Shopping Mall, einer der größten in Indien, bis unser Nachtbus um 23 Uhr fahren sollte. Und ja, da wars voll und nein, der Bus war nicht pünktlich, holte uns mit einer Stunde Verpätung ab.
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